Taxdoo Alternative: Warum EasyPliant auf die Partnerschaft mit Steuerkanzleien setzt

Valentin Gavilan
Valentin Gavilan am 04. Dezember 2025

Die Nachricht hat die Branche aufgerüttelt: Taxdoo zieht sich aus dem Kerngeschäft zurück und will künftig selbst die Buchhaltung für Onlinehändler übernehmen. Wir ordnen ein und erklären, warum wir einen anderen Weg gehen.

EasyPliant – Taxdoo Alternative für E-Commerce Buchhaltung

Ein Wort des Dankes

Ich persönlich bin Dr. Roger Gothmann von Taxdoo zutiefst dankbar.

Er war einer der Ersten, der bereits 2017 E-Commerce-Schnittstellen für Steuerkanzleien ermöglicht hat. Seine Arbeit hat mich und meinen beruflichen Werdegang geprägt. Ohne Pioniere wie ihn würde ich heute nicht an der Schnittstelle zwischen E-Commerce und Steuerberatung arbeiten.

Taxdoo hat maßgeblich dazu beigetragen, dass E-Commerce-Buchhaltung automatisiert werden kann. Diese Leistung verdient Anerkennung – unabhängig davon, wie sich das Unternehmen jetzt entwickelt.

Gerade in einer Zeit, in der große Player sich aus dem Schnittstellenmarkt zurückziehen und KI an Bedeutung gewinnt, ist es wichtig, innezuhalten und zu fragen: Wie machen wir weiter?

Was ist passiert?

Taxdoo stellt den kompletten Bereich Umsatzsteuer-Compliance ein. Die Aufbereitung von Buchhaltungsdaten für Steuerkanzleien wird eingestellt. Stattdessen plant das Unternehmen, die Buchhaltung für Onlinehändler künftig selbst zu übernehmen.

Das bedeutet konkret:

  • Für Steuerkanzleien: Mühsam aufgebaute Prozesse müssen komplett neu gedacht werden.
  • Für Händler: Ein Anbieter, auf den sie sich verlassen haben, ändert sein Geschäftsmodell fundamental.
  • Für die Branche: DATEV hat Taxdoo bereits als Partner vom Marktplatz entfernt.

Warum die Eigentümerstruktur bei der Softwarewahl zählt

Ob hinter dieser Entscheidung Investorendruck oder andere Motive stehen, kann ich nicht beurteilen. Aber die Situation zeigt ein grundsätzliches Problem: Wer Software für geschäftskritische Prozesse auswählt, sollte nicht nur auf Features schauen, sondern auch darauf, wem das Unternehmen gehört und wie viel Machtgefälle in der Geschäftsbeziehung steckt.

Externe Kapitalgeber haben andere Interessen als Kunden. Wenn sich diese Interessen nicht mehr decken, stehen Mandanten plötzlich vor vollendeten Tatsachen.

Dass die Kehrtwende von Taxdoo Prozesse in Steuerkanzleien ins Wanken bringt, legt noch ein anderes Problem offen: Lösungen sollten sich so weit wie möglich an die Kanzlei-Prozesse anpassen – nicht umgekehrt. Die Lebenszeit von Tools ist in der Regel kürzer als die ihrer Anwender. Da nehme ich uns selbst nicht aus. Wenn Kanzleien ihre Prozesse allein nach der Wahl ihrer Tools ausrichten, schafft das einseitige Abhängigkeiten.

Unsere Position: Partner, nicht Ersatz

Ich komme selbst aus der Steuerberatung und kenne den Kanzleialltag von innen. Deshalb bin ich fest davon überzeugt: Es funktioniert nicht ohne die Steuerkanzleien – und das ist auch gut so.

Bei EasyPliant haben wir uns nie als Ersatz für die Steuerkanzlei verstanden, sondern als Partner auf Augenhöhe:

  • Keine Knebelverträge: Wer mit unserer Leistung nicht zufrieden ist, kann jederzeit kündigen – ohne Fallstricke, ohne Hürden. Wir fragen nur, was wir besser machen können.
  • Keine Black Box: Wir arbeiten transparent und erklären, was unsere Plattform tut.
  • Kein Machtgefälle: Wir sprechen die gleiche Sprache wie die Kanzleien und bauen Know-how auf, das uns überdauert.

Warum wir kein reiner SaaS-Anbieter sind

EasyPliant wurde gegründet, weil wir mit den bestehenden Lösungen unzufrieden waren. Nicht primär wegen technischer Fehler – die gab und gibt es natürlich auch – sondern wegen der Mentalität dahinter.

In der Dreiecksbeziehung zwischen Kanzlei, Mandant und Schnittstelle entwickelte sich häufig ein gegenseitiges Schuldzuweisen. Verantwortung wurde weggeschoben.

Wir haben im Kanzleialltag gesehen, wohin es führt, wenn BuchhalterInnen Plattformen „nutzen" und nur auf das Knöpfchen drücken, ohne zu verstehen, was passiert. Das ist in der Regel nicht die Schuld der BuchhalterInnen – ich bin selbst einer. Es ist die falsche Versprechung, dass die Plattform alles richtig macht und kein Know-how beim Anwender voraussetzt.

Das EasyPliant-Modell: Fachliche Exzellenz und direkter Kontakt

EasyPliant fußt auf zwei Säulen:

1. Fachliche Exzellenz

Wir haben eine der fortschrittlichsten Plattformen am Markt und können auch komplexeste E-Commerce-Setups sauber in der Buchhaltung abbilden:

  • Gemischte Warenkörbe mit unterschiedlichen Steuersätzen
  • Digitale und physische Produkte
  • Internationaler Handel mit Fremdwährungen
  • Fulfillment aus verschiedenen Ländern
  • Plattformübergreifende Vorfälle wie FBA-MCF-Gebühren
  • Über 95 % automatisches Matching von Zahlungen und Erlösen

2. Direkter Kontakt und Support

Noch wichtiger als die Technik ist der menschliche Faktor. Bei uns gibt es keine Telefonschleife, in der auch der 2nd-Level-Support noch nie die DATEV-Benutzeroberfläche gesehen hat.

Stattdessen arbeiten wir mit Kanzleien aktiv daran, internes Know-how aufzubauen. Dazu gehört auch, zu verstehen, wie sich die Ergebnisse von Plattformen wie unserer überprüfen lassen. Das beste Support-Gespräch ist das, das das nächste überflüssig macht.

Das Ziel: Dieses Know-how soll uns überdauern und in den Kanzleien fortbestehen – auch wenn sie nicht mehr mit uns zusammenarbeiten.

Wie wir in Zeiten von KI weitermachen

Die aktuelle Entwicklung wirft eine größere Frage auf: Wie gehen wir als Branche mit dem technologischen Wandel um?

KI wird die Buchhaltung verändern, aber sie wird die menschliche Expertise nicht ersetzen. Was KI kann:

  • Routineaufgaben automatisieren
  • Muster erkennen und Vorschläge machen
  • Prozesse beschleunigen

Was KI nicht kann:

  • Mandanten beraten
  • Komplexe steuerliche Sachverhalte einordnen
  • Verantwortung übernehmen

Deshalb setzen wir weiterhin auf die Zusammenarbeit mit Steuerkanzleien. Sie haben die Expertise, die Mandantenbeziehung und das Vertrauen. Wir liefern die technische Infrastruktur, um ihre Arbeit effizienter zu machen. Dabei verlieren wir eines nicht aus dem Blick: Ein Merkmal von sicherer und gut durchdachter Infrastruktur ist, dass sie ersetzbar bleibt.

Fazit

Was können wir aus der aktuellen Entwicklung lernen?

  1. Features allein reichen nicht. Bei der Wahl von Software-Partnern sollte auch die Eigentümerstruktur eine Rolle spielen.
  2. Inhabergeführte Unternehmen handeln anders. Ohne Exit-Druck können langfristige Entscheidungen zugunsten der Kunden getroffen werden.
  3. Steuerkanzleien sind unverzichtbar. Der Versuch, sie zu umgehen, wird scheitern – weil E-Commerce-Buchhaltung komplex ist und menschliche Expertise erfordert.
  4. Partnerschaft schlägt Disruption. Wer die Branche stärken will, arbeitet mit ihr zusammen – nicht gegen sie.

Sie suchen eine Taxdoo Alternative?

Wenn Sie von der Neuausrichtung bei Taxdoo betroffen sind und eine zuverlässige Alternative suchen, sprechen Sie mit uns. Wir helfen Ihnen beim Wechsel und zeigen Ihnen, wie EasyPliant Ihre E-Commerce-Buchhaltung automatisieren kann.

Dieser Artikel wurde zuletzt aktualisiert am 04. Dezember 2025. Die hier dargestellten Meinungen spiegeln die persönliche Einschätzung des Autors wider.

Valentin Gavilan

Valentin Gavilan

Tax Specialist E-Commerce / Online-Händler

Steuerfachangestellter, Fachassistent für Digitalisierung und zertifizierter „Tax Specialist E-Commerce“. Beschäftigte sich schon in seiner Ausbildung primär mit dem Thema Onlinehandel, als das noch Stirnrunzeln auslöste.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Die wichtigsten Antworten zum Wechsel von Taxdoo zu EasyPliant.